
Kolloquium am 11.06.25 mit Friederike Lorenz-Sinai
Ort: Online via Zoom
Zeit: 18:00 – 19:30 Uhr
Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai
Methoden der Sozialen Arbeit und Sozialarbeitsforschung, Fachhochschule Potsdam
Antisemitismus im Kontext von Kindertagesstätten und Grundschulen
Antisemitismus ist in der Menschheitsgeschichte eine der ältesten Formen von gruppenbezogener Gewaltpraxis, die sich in unterschiedlichen historischen, gesellschaftlichen und institutionellen Kontexten fortlaufend aktualisiert. Im aktuellen Diskurs überwiegt ein vorfallsbezogenes Verständnis von Antisemitismus durch eine Fokussierung auf abgrenzbare, antisemitische Übergriffe sowie eine Externalisierung von Antisemitismus als Problem der je Anderen. Mit einem strukturellen Antisemitismusverständnis wird hingegen erkennbar, wie Antisemitismus Teil sozialer Praktiken und institutioneller Routinen ist. Erst seit wenigen Jahren entwickelt sich eine Forschungslandschaft zu Antisemitismus aus jüdischen Perspektiven. Dabei zeigt sich, wie Antisemitismus als eine biografische Erfahrungskategorie in jüdischen Biografien wirkt und neben Sicherheitsaspekten auch mit Fragen von gesellschaftlicher und institutioneller Teilhabe verbunden ist. Bisherige Studien und aktuelle Debatten zu Antisemitismus fokussieren auf den Bereich der weiterführenden Schulen und Hochschulen. Vor diesem Hintergrund wird im Vortrag anhand aktueller Studien der Frage nachgegangen, wie sich Antisemitismus im institutionellen Alltag von Kindertagesstätten und Grundschulen in Praktiken manifestiert und auf jüdische Kinder und ihre Familien auswirkt.